Bei der WM 2010 hat die deutsche Nationalmannschaft die Engländer im Achtelfinale mit 4:1 gedemütigt und aus dem Turnier geworfen. Diese Niederlage scheint der englische Nationalcoach Fabio Capello auch Ende 2011 noch nicht verdaut zu haben, denn jetzt schlägt er zurück - wenn auch nur verbal. Auf einer internationalen Sportkonferenz in Dubai attackiert der Italiener unter anderem den Deutschen Fußball-Bund (DFB) wegen seiner Methoden beim Abwerben von Spielern mit Migrationshintergrund.
"Es muss ein Schlussstrich gezogen werden", so Capello laut der englischen Zeitung "Daily Mail". "Diese Spieler bekommen einfach einen neuen Pass. Deutschland hat fünf Spieler mit türkischen Wurzeln, die sich für den DFB entschieden haben. Und wir wissen alle, was passiert ist."
Das heißt im Klartext: Capello wirft dem DFB vor, Mesut Özil, Serdar Tasci und Co. mit Geld geködert zu haben. Das eigentliche Anliegen Capellos war, die "Wild-West-Methoden" im internationalen Fußball bei der Suche nach Talenten anzuprangern: "Reiche Klubs und Verbände stehlen junge Talente durch überzogene Gebote und denken nicht über die Konsequenzen für die betroffenen Länder nach." Von der UEFA-Boss Michel Platini forderte er Bestimmungen für die Abwerbung von Nachwuchsspielern.
Doch die deutliche Bezugnahme auf die Situation beim DFB und die damit verbundene Anschwärzung bei der UEFA ruft DFB-Sportdirektor Matthias Sammer auf den Plan. Der ist stocksauer: "Ich kann diese Aussage nicht nachvollziehen. Der Sport reagiert doch nur auf die Entwicklung unserer Gesellschaft. Bei uns stehen Spieler mit Migrationshintergrund alle Türen offen, wir heißen jeden willkommen", sagte der 43-Jährige laut "Bild", stellte aber auch klar: "Wir werben niemanden ab."
Die "Daily Mail" stellt auch Miroslav Klose und Lukas Podolski als zu Unrecht aus Polen abgeworbene Spieler dar. Zum Fall Danny Welbeck, ein 21-jähriger englischer Nationalspieler mit ghanaischen Wurzeln, sagte Capello: "Er wurde in England geboren und ist hier aufgewachsen. Ich habe mit seiner Familie gesprochen, da gibt es keine Probleme."
Zur Erinnerung: Mesut Özil ist in Gelsenkirchen geboren und lebte bis zu seinem Wechsel zu Real Madrid in Deutschland. Lukas Podolski und Miroslav Klose kamen als Kinder im Alter von zwei, beziehungsweise acht Jahren aus Polen nach Deutschland. Die Vermutung liegt nahe, dass Capello hier zweierlei Maß anlegt.