Sportfreunde Siegen bietet derzeit auf dem Rasen NRW-Liga Spannung pur und bereitet den Zuschauern Nervenkitzel, beste Fußball-Unterhaltung eben. Fußball-Herz, was willst du mehr? Es passt in die Philosophie Andrzej Rudys, dass er auf Offensiv-Fußball setzt. Lieber ein 4:3 als ein 1:0 – so könnte man das, was an den letzten beiden Spieltagen abgelaufen ist, beschreiben.
Diesmal, gegen die U23 von Alemannia Aachen, setzten Rudy und seine Mannen das Tüpfelchen aufs „i“. 0:3 zur Pause zurück und scheinbar hoffnungslos im Hintertreffen, packte die Mannschaft im zweiten Durchgang den Turbo aus. „Das beweist, dass die Mannschaft hundertprozentig hinter mir steht“, nahm der Trainer Bezug auf in der vergangenen Woche aufgekommene Diskussionen um seine Person. „Die Jungs haben gezeigt, was sie können. Ich bin stolz, ihr Trainer zu sein.“
Nach den Gegentreffern, die den Aachenern in ihren wenigen Offensiv-Bemühungen einfach zu leicht gemacht wurden, als Sascha Marquet (18., 29.) und Leon Binder (41.) eine scheinbar beruhigende 3:0-Führung vorgelegt hatten, war mit Wiederbeginn der Sturm zu spüren, der die Siegener Mannschaft wach gerüttelt hatte.
Nur drei Minuten nach der Pause war es Johannes Burk, der schnell die Zeichen setzte und mit seinem Treffer aus gut 18 Metern zur Aufholjagd blies. Zum Motor der Wende wurde der in der Pause eingewechselte, lange verletzte Emrah Uzun, sein Anschlusstreffer in der 65. Minute setzte weitere Kräfte frei. Und mit seinem „Tor des Monats“ schaffte Anis Saidi, der unermüdliche Antreiber aus dem defensiven Mittelfeld, zehn Minuten später sogar den Ausgleich. Wie seine „25-Meter-Fackel“ in den Winkel „sauste“, war allein das Eintrittsgeld wert.
Doch es sollte noch besser kommen. Das Bemühen um den vierten Treffer, die Wende schlechthin, sollte in der Schlussminute belohnt werden. Emrah Uzun wurde elfmeterreif gefoult, Schiedsrichter Alexander Hoff zögerte keine Sekunde. Strafstoß – eine Sache für den Gefoulten selbst. Emrah Uzun wird zum umjubelten Matchwinner, das Leimbachstadion steht kopf. Unglaublich, aber wahr.
Dass die Aachener nach der Elfmeter-Entscheidung den Schiedsrichter angingen und ihre Abwehrspieler Herzig mit Gelb-Rot und Jansen mit Rot des Feldes verwiesen wurden, hatte auf den Spielausgang keinen Einfluss mehr.
Sportfreunde Siegen – Alemannia Aachen II 4:3 (0:3)
Siegen: Pero Miletic, Serkan Dalman, Daniel Bogusz, Jörn Nowak, Florian Schwarz, Anis Saidi, Johannes Burk; Matthew Dallman, Alex Elliott (74. Julian Moritz Jakobs), Volkan Okumak (46. Emrah Uzun), Sebastian Huke (54. Wesley Schors).
Tore: 0:1 Marquet (18.), 0:2 Marquet (29.), 0:3 Binder (41.), 1:3 Burk (48.), 2:3 Uzun (65.), 3:3 Saidi (74.), 4:3 Uzun (90., Foulelfmeter).
Besondere Vorkommnisse: Gelb-Rote Karte für Herzig (Aachen, 90.) wegen Meckerns, Rote Karte für Jansen (Aachen, 90.) wegen Schiedsrichterbeleidigung.